WHV Verbandsjugendtag 2008

Kontrahenten trauen „faulem Kompromiss“ nicht

 

Jugendverbandstag in Mülheim offenbarte Riss im Jugendbereich - Jugendvorstand komplett wiedergewählt

 

Bericht und Fotos Herbert Bohlscheid

 

Rekordbeteiligung beim Jugendverbandstag in Mülheim Ruhr: Im Klubhaus des Kahlenberger HTC drängten sich die Vertreter von 49 Westvereinen, nicht nur um einen neuen Jugendvorstand zu wählen, sondern vor allen Dingen, um neue Durchführungsbestimmungen für den Spielbetrieb im größten Landesverband des DHB festzulegen, nachdem sich im Vorfeld zwei Fronten gebildet hatten. „Das ist eine Rekordbeteiligung“ urteilte Angelika Abeln, die „gute Seele“ der WHV-Geschäftsstelle, bei der Feststellung der Stimmverhältnisse.

(Foto: &copy Herbert Bohlscheid)

 

Nach stundenlanger Diskussion wurde in Sachen Durchführungsbestimmungen ein eher „fauler Kompromiss“ gewählt, der anschließend von keinem der Protagonisten begrüßt wurde und der auch nicht angetan ist, die zutage getretenen Differenzen zwischen dem Jugendvorstand auf der einen und den Bezirksjugendwarten auf der anderen Seite zu beseitigen. Bei den anschließenden Wahlen wurden zwar alle bisherigen Amtsträger wiedergewählt, der stellvertretende Jugendsportwart, Teun Hermans, wurde jedoch „abgewatscht“: Bei seiner Jens Kriegel (Foto: © Herbert Bohlscheid)Wahl gab es nicht nur die meisten Enthaltungen, sondern auch einige Gegenstimmen.

Einen Gegenkandidaten (Jens Kriegel, Foto rechts) hatte die Opposition unmittelbar vor dem Wahlgang zurückgezogen.


Mit diesem großen Interesse der Vereine hatten die Organisatoren offensichtlich nicht gerechnet: Der Klubraum des KHTC, der bei früheren Verbandstagen stets ausgereicht hatte, platzte am Samstagmorgen jedenfalls aus allen Nähten. Nicht alle  Delegierten fanden einen Platz, einige mussten die Versammlung vom angrenzenden Barraum aus verfolgen. Dass zudem nicht einmal eine Lautsprecheranlage zur Verfügung stand, erschwerte das Ganze ebenso, wie der Umstand, dass angesichts der zu erwartenden Konfrontationen Vize-Jugendpräsident Manfred Teichelkamp als „Partei“ selbst die Versammlung leitete. Ein neutraler Versammlungsleiter hätte sicherlich die endlosen und zum Teil überflüssigen Redebeiträge besser im Griff gehabt und auch stoppen können. Da Teichelkamp sich jedoch nicht dem Vorwurf aussetzen mochte, die Kontrahenten abgewürgt zu haben, uferte die ganze Sache ziemlich aus und erst nach 14 Uhr war der Jugendverbandstag 2008 Geschichte. Doch der Reihe nach.


Manfred Rieder, für die Finanzen im WHV-Vorstand zuständig, hatte wohl geahnt, dass es diesmal ein wenig länger dauern würde und gebeten, den Tagesordnungspunkt „Kassenbericht“ vorziehen zu dürfen, weil er gegen Mittag noch einen anderen Termin wahrzunehmen hatte. Was er den Anwesenden (Foto: © Herbert Bohlscheid)mitzuteilen hatte, war durchaus positiv: Da der Verband aus steuerrechtlichen Gründen keine Überschüsse erzielen darf, könnten die Vereine demnächst in den Genuss einer Beitragsrückzahlung kommen, da Personalkosten für die bisher nicht wieder besetzte Position des Jugendbildungsreferenten zwar in den letztjährigen Etat eingestellt, nicht jedoch verwendet wurden (kleiner Tipp: Vielleicht wäre die Anschaffung einer transportablen Lautsprecheranlage auch noch drin).

Einem guten Brauch folgend, standen auch in diesem Jahr Vorträge auf der Tagesordnung. Trainer Rüdiger Hänel ( Foto oben) stellte die Änderungen zur Trainerausbildung - inhaltlich und optisch sehr gut präsentiert - vor. Einzelheiten hierzu werden demnächst auch im Internet veröffentlicht.

 

 

Positive Erfahrungen gemacht

 

In einem weiteren Vortrag stellte Teun Hermans die positiven Erfahrungen mit dem dreigliedrigen Ligensystem im Jugendspielbetrieb vor. Nach der vor einem Jahr noch umstrittenen Einführ(Foto: © Herbert Bohlscheid)ung sind inzwischen alle Kritiker verstummt. Kein Wunder dass der Initiator Hermans (Foto rechts) die Reform ein weiteres Stück voran bringen will. Ziel ist dabei nicht nur eine Aufwertung der höchsten Spielklasse Regionalliga, sondern auch ein planbarer  Spielbetrieb. „Dazu“, so Hermans „bedarf es aber eine übersichtlichen Anzahl von Mannschaften, weil die Anzahl von Spieltagen begrenzt ist.“ Die früher üblichen Platzierungs- und Endrunden, die bei größeren Teilnehmerfeldern - aufgeteilt in mehrere Gruppen - erforderlich waren, wurden von vielen Teilnehmern nicht mehr wahrgenommen, weil am Saisonende meist ohnehin „die Luft raus war“. Da den Vereinen bisher freigestellt ist, sich selbst einzuschätzen und ihre Teams in Verbands-, Ober- oder Regionalliga zu melden, kann die Konstante von zehn Teams in den beiden höchsten Spielklassen nicht garantiert werden. Hier sahen Hermans und seine Mitstreiter eine Lösungsmöglichkeit darin, überzählige Mannschaften nach einem Ranking vor Saisonbeginn eine Qualifikation auszuspielen. Eine entsprechende Regelung hatte Hermans in geänderten Durchführungsbestimmungen verankern wollen.


Um diese ging es dann im nächsten, wohl wichtigsten, Tagesordnungspunkt. Hermans Plänen standen die Bezirksjugendwarte dabei allerdings ablehnend gegenüber. Sie hatten im Vorfeld in Bezirkssitzungen in Informationsveranstaltungen versucht, die Vereine auf ihre Linie einzuschwören, Manfred Teichelkamp bedauerte, dass er oder Hermans dabei keine Gelegenheit bekommen hätten, ihre seine Sicht der Dinge darzulegen. Wie denn überhaupt in der sich anschließenden Diskussion klar wurde, dass das Zerwürfnis zwischen (Foto: © Herbert Bohlscheid)beiden Seiten sehr groß ist. So warfen die Bezirksjugendwarte, die unter anderem auch mehr Flexibilität einforderten, den WHV-Funktionären vor, mehrfach  Absprachen nicht eingehalten zu haben.

 

Foto links: Geschäftsstellenleiterin Angelika Abeln stellte einen Beteiligungsrekord fest.


Die Behauptung, Hermans habe auch das Vertrauen der Vereine verspielt, mochte allerdings Susanne Timm, Jugendwartin des Kahlenberger HTC nicht unerwidert im Raum stehen lassen: „Teun ist derjenige, der sich für uns den A… aufgerissen hat. Ich spreche Teun jedenfalls mein Vertrauen aus“, rief sie und der Applaus verriet, dass offensichtlich viele weitere Vereinsvertreter diese Meinung teilten.
Was folgte, war eine teilweise unsägliche Diskussion, die die ganze Zerrissenheit in der Verbandsjugend offenbarte. Die Argumente auf beiden Seiten waren zum Teil nur aufgrund ihrer unfreiwilligen Komik zu ertragen. So sprach sich eine Vereinsvertreterin dafür aus ihre Mannschaften zu überfordern und in der höchsten Spielklasse melden zu dürfen, um dort zweistellige Niederlagen zu kassieren: Hucke voll, Hauptsache man bekommt die Prügel von einem Nationalspieler.

 

 

Gute Kompromisse wurden überhört

 

(Foto: © Herbert Bohlscheid)Es gab auch eine Reihe guter vermittelnder Vorschläge. So etwa sprach sich Wolfgang Hillmann (RW Köln) dafür aus, das Hermansche Modell in einer Altersklasse zu testen, um dann im nächsten Jahr aufgrund fundierter Erfahrungen bei einer endgültigen Entscheidung die richtige Wahl zu treffen. Ulla Beyer (Georgsmarienhütte, Foto links) schlug ebenfalls vergebens einen Kompromiss vor: „Lassen wir es in der Halle beim Status quo und machen wir in der Feldsaison einen Test“. Sie fürchtete vor allen Dingen, dass die Pläne der Bezirksjugendwarte dazu führen werden, dass künftig kaum noch jemand in der Verbandsliga spielen will.


Während Bezirksjugendwarte auf der einen und der Jugendvorstand auf der anderen Seite klar machten, dass sie eine Entscheidung zwischen beiden Vorschlägen wollten, kam aus der Versammlung ein dritter Antrag, um den es dann weiteres Hickhack gab. Dass der Antrag überhaupt angenommen wurde (obwohl nach Versteichen der offiziellen Antragsfrist im Januar  eigentlich nur noch Anträge zur Geschäftsordnung hätten gestellt werden dürfen), zeigt die Schwäche der Versammlungsf(Foto: © Herbert Bohlscheid)ührung auf. Ausgerechnet dieser Antrag wurde dann mit großer Mehrheit von den Vereinen angenommen, was bedeutet, dass zum einen in der Tat die Klubs die Spielstärke ihrer Mannschaften selbst einschätzen und entsprechend melden dürfen. Außerdem werden die Bezirksjugendwarte für das nächste Spieljahr in mehr Entscheidungsprozesse einbezogen und haben im zuständigen Ausschuss jetzt die Majorität, was Manfred Teichelkamp vorab zu einer Warnung veranlasste: Wenn er künftig permanent überstimmt wird, dann will er die Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Ein neuer Bruch scheint also programmiert. 
 

Rheinbezirksjugendwart Marc Boden (Foto rechts) nach der Sitzung: „Es hat sich gezeigt, dass die Vereine gespalten sind und dass im Verband nicht alles so rosig läuft, wie es oft dargestellt wird. Die Konsequenzen aus dem verabschiedeten Antrag sind noch nicht absehbar. Ich hoffe aber, dass es künftig Entscheidungen aufgrund demokratischer Prozesse geben wird“.


Auch Kontrahent Teichelkamp war nicht glücklich: „Ein fauler Kompromiss“

 

 

 
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