Nur 30 der insgesamt 83 Vereine des Westdeutschen Hockey-Verbandes waren in den frisch renovierten Tagungsraum der Sportschule Wedau nach Duisburg gekommen. Verbandspräsident Walther Lonnes hatte vorab verlauten lassen, dass er nach den Aufregungen und Diskussionen des Vorjahres diesmal einen ruhigen Verbandstag erwarte und in der Tat blieben Kontroversen diesmal eher die Ausnahme und auch bei den Wahlen und bei Abstimmungen gab es bis auf eine Ausnahme weitgehend Einigkeit. Doch der Reihe nach.
Nachdem Lonnes die Anwesenden begrüßt hatte, wobei er sich nicht verkneifen konnte, festzustellen, dass es immer weniger Clubs sind, die die Chance nutzen, bei Verbandstagen über die Zukunft des größten Landesverbandes im Deutschen Hockey-Bund abzustimmen, wurde zunächst Arno Brinkmann (MSV Duisburg) als Versammlungsleiter für den Tagesordnungspunkt „Entlastung des Präsidiums“ gewählt.
Unter dem Tagesordnungspunkt 3, Ehrungen, gedachte der Verbandstag zahlreicher im Jahr 2010 verstorbener Verbands- und Vereinsmitarbeiter. Stellvertretend wurden genannt der langjährige Jugendbildungsreferent Gunolf Bach, der Ehrenvorsitzende des Ruhrbezirks Gustav Adolf Herzog, der einem feigen Mordanschlag zum Opfer gefallene BW Köln-Trainer Andres Olivera und der in Verein und Bezirk sehr engagierte Helmut Otten vom Rheydter SV.
Da die Berichte der Präsidiumsmitglieder und der Leiter des Ausschüsse bereits mit der Einladung zum Verbandstag veröffentlicht worden waren, gab es nur einen Zusatzbericht des Verbandspräsidenten Lonnes, der allerdings die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden fand, zumal es noch einmal um die „Affäre Poniewas“ ging. Lonnes berichtete von Versuchen, den Auftrag des letztjährigen Verbandstages umzusetzen und die Zusammenarbeit zwischen Präsidium und Schiedsrichterausschuss zu verbessern. So habe es am 9. Mai 2010 in Köln ein klärendes Gespräch gegeben, das aber doch viele Fragen offengelassen habe. In der Folge eskalierten dann die Dinge durch offensichtlichen Datenmissbrauch im WHV-Forum (Einträge durch ein Internetfake „Markus Poniewas“), der nach Untersuchungen von Spezialisten des DOSB und des DHB-Datenschutzbeauftragen zweifelsfrei festgestellt wurde. Nachdem Lonnes den Verbandsausschuss über den Sachstand informiert hatte, bekam er im Herbst letzten Jahres Post von Michael Ameln, zwischenzeitlich aus dem Schiedsrichterausschuss des WHV und als DHB-Vorstand Schiedsrichter zurückgetreten, in Form einer anwaltliche Unterlassungserklärung. Von Ameln nahm dabei Bezug auf die vertrauliche E-Mail an den Verbandsausschuss, die ihm offenbar zugeleitet worden war, und verlangte vom WHV-Präsidenten sich zu verpflichten, ihn nicht mehr im Zusammenhang mit der „Poniewas-Affäre“ zu erwähnen und zudem seine Anwaltskosten zu übernehmen. Lonnes und der WHV selbst nahmen daraufhin ebenfalls anwaltliche Hilfe in Anspruch und wehrten sich gegen die Unterlassungserklärung. Von Ameln wiederum hat den Umstand, dass diese Anwaltskosten vom WHV übernommen wurden, zum Anlass genommen, den WHV-Präsidenten bei der Staatsanwaltschaft Duisburg wegen des Verdachts der Untreue anzuzeigen. Dieses Verfahren wurde mit Verfügung vom 9.3.2011 – ohne dass die Staatsanwaltschaft eine Anhörung des Betroffenen für notwendig erachtet hat – mangels zureichender tatsächlicher Anhaltspunkte für eine Straftat eingestellt. Inzwischen hat das WHV-Präsidium wegen verbandsschädigenden Verhaltens die Ausübung des Ehrenamtes und damit auch die Schiedsrichterei untersagt. Dieses Vorgehen blieb erwartungsgemäß ebenfalls nicht ohne Reaktion, so dass nun das Verbandsschiedsgericht des WHV unter dem Vorsitz von Claus Lenz (SW Köln) über die Rechtmäßigkeit dieser Disziplinarmaßnahme zu entscheiden hat.
In der Aussprache zu Lonnes‘ Bericht wurde – pikanterweise von seinem Heimatverein aus Rheydt - die Frage gestellt, wie es denn sein könne, dass von Ameln zwar im WHV als Schiedsrichter gesperrt sei, DHB-Begegnungen aber pfeifen dürfe. Der anwesende DHB-Vertreter Wolfgang Hillmann erläuterte die Situation aus Sicht des Dachverbandes und verwies darauf, dass das Satzungs- und Regelwerk keine Möglichkeit hergebe, die WHV-Sperre auf den DHB auszuweiten, solange das laufende Schiedsgerichtsverfahren nicht abgeschlossen sei.
DSC-Vertreter Förster bedauerte den „entstandenen Scherbenhaufen“ und mahnte Gesprächs- und Kompromissbereitschaft an.
Nachdem Manfred Rieder den Kassenbericht vorgetragen hatte, beantragte Versammlungsleiter Arno Brinkmann die Entlastung des Präsidiums, die einstimmig erteilt wurde.
Da Vizepräsident Tilmann Kleppi nicht mehr für eine weitere zweijährige Amtsperiode kandidierte, wurde er von Präsident Lonnes für seine langjährige ehrenamtliche Arbeit im Schiedsrichterwesen mit Dankesworten und einer WHV-Plastik verabschiedet.
Verabschiedung T.Kleppi
Bei den anschließenden Ergänzungswahlen zum Präsidium wurde Manfred Rieder als Vizepräsident Finanzen ebenso einstimmig gewählt, wie der neue Vizepräsident Schiedsrichter, Dr. Wolfgang Bettray. Einstimmigkeit auch bei der Blockwahl des Verbandsschiedsgerichtes. Wiedergewählt wurde auch der Vizepräsident Kommunikation, Markus Rüsing, wenn auch in geheimer Wahl mit 144 zu 74 Stimmen.
Wolfgang Bettray WHV-Präsidium
Sportchef Christian Deckenbrock stellte einen Rahmenspielplan für die nächste Hallensaison vor, der nach einiger Diskussion die Zustimmung der Vereinsvertreter fand, sowie diverse Änderungsvorschläge der Spielordnung, die allesamt einstimmig akzeptiert wurden.
Hockey wird künftig nicht nur im WHV (geringfügig) teurer, sondern wahrscheinlich auch im DHB. Jedenfalls waren mit Torsten Bartel und Wolfgang Hillmann zwei DHB-Vertreter vertreten, die versuchten, die Vereine von der Notwenigkeit der beim Bundestag zur Debatte stehenden Beitragserhöhung zu überzeugen – nicht gerade ein leichtes Unterfangen, wie die anschließende Diskussion zeigte. Und die Absicht, zur Beitragserhöhung auch gleich eine Umlage von 2 Euro je Mitglied zu beschließen, sorgte auch nicht gerade für Begeisterungsstürme in der Sportschule Wedau. Reichlich Diskussionen gab es auch der Diskussion von weiteren Anträgen, die in Bonn auf der Tagesordnung stehen, etwa die Reduzierung der Anzahl der Bundesligamannschaften. Vor allen Dingen Horst Stralkowski (Uhlenhorst Mülheim) kritisierte die DHB-Pläne und befürchtete, dass der Einfluss der Bundesligavereine künftig auf „Null“ zurückgeschraubt werde.
W.Hillmann & T.Bartel
Im Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wies Verbandsliga-Staffelleiter Eugen Zielinski die Vereine darauf hin, dass das Tagegeld für Schiedsrichter in der Verbandsliga einheitlich 20 Euro betrage.
DSC-Vertreter Förster sprach mit seinem Schlusswort sicher vielen aus der Seele, als er dem Präsidium bei seiner künftigen Arbeit viel Erfolg wünschte und dafür Beifall erhielt.
Ehrung Hugo Pieper
Im Anschluss an den Verbandstag wurde Hugo Pieper aus Essen für seine Verdienste um den Hockeysport mit der bronzenen Ehrennadel des WHV ausgezeichnet. Pieper ist zusammen mit Uli Bergmann aus Mettmann, der bereits vor einigen Jahren vom WHV geehrt wurde, das Herz von hockeyvideos.de, dem einzigartigen Videoportal für Hockey. Um das Angebot aktuell zu halten und weiter ausbauen zu könen, sind die beiden Woche für Woche mit ihren Kameras unterwegs. Unter der Woche wird dann das ganze Material aufbereitet, geschnitten und veröffentlicht. Die Unmengen an Zeit und Geld, die beide in ihr Projekt gesteckt haben, kommen allen Hockeyinteressierten zugute, wie die hohen Zugriffszahlen von hockeyvideos.de zeigen. Daneben haben sich beide auch etwa im Schiedsrichterwesen engagiert und Videos speziell für und von Schiedsrichtern aufgenommen.
Auch am Samstag war Hugo Pieper, der über seine Arbeit für den Offenen Kanal Essen (OK43) und den HC Essen zum Hockey kam und 2002 bei der Deutschen Hallenmeisterschaft in Duisburg eher zufällig Uli Bergmann kennenlernte, wieder im Einsatz - dieses Mal beim Bundesliga-Herrenspiel zwischen dem HTHC Uhlenhorst Mülheim und Rot-Weiß Köln. Als vor Beginn des Spiels über den Stadionsprecher eine Ehrung angekündigt wurde, griff Pieper pflichtbewusst zur Kamera, um die Ehrung zu filmen. Erst auf dem Weg zum Schusskreis, wo WHV-Vize Christian Deckenbrock auf ihn wartete, begriff er, dass er selbst der Geehrte war. Alle vorher Eingeweihten hatten das Geheimnis für sich behalten können. Die WHV-Gemeinde gratuliert Hugo herzlich und wünscht ihm gemeinsam mit Uli weiterhin viel Erfolg und Ausdauer!
Ordentlicher Verbandstag 2011
Liebe Hockeyfreundinnen und Hockeyfreunde,
auch Namen meiner Präsidiumskollegen lade ich Sie nochmals ganz herzlich zu unserem diesjährigen Verbandstag am 2. April 2011 nach Duisburg in die Sportschule ein und würde mich freuen, wenn unsere Vereine dort zahlreich teilnehmen.
Tagesordnung, Berichte und Anträge liegen Ihnen fristgerecht vor, sodass wir, so hoffe ich, die Dinge intensiv angehen können.
Da in diesem Jahr am 21. Und 22. Mai in Bonn der DHB-Bundestag, mit für die Vereine ganz entscheidenden Tagesordnungspunkte, stattfindet, sollten wir unseren Verbandstag unbedingt dazu nutzen, diese Punkte mit den DHB-Vertretern aus Präsidium und Vorstand zu besprechen.
Ferner sollten wir uns in Duisburg darüber verständigen, dass möglichst viele Westvereine am Bundestag teilnehmen, damit sie ihre Interessen wahrnehmen können. Vereine, die nicht nach Bonn kommen können, haben beim Verbandstag, aber auch noch später die Möglichkeit, ihre Wünsche und Stimmen an Westvertreter für den Bundestag zu übertragen.
Walther Lonnes
Präsident
Präsidium - Einladung Ordentlicher Verbandstag 2011
Samstag, 2. April 2011
Beginn: 10:00 Uhr
Ort: Sportschule Wedau, „Raum unter der Aula“
(Eingang neben der Gaststätte „Sportlertreff“)
Friedrich-Alfred-Str. 15, 47055 Duisburg
T A G E S O R D N U N G
TOP 1 Begrüßung
TOP 2 Wahl eines Versammlungsleiters
TOP 3 Ehrungen
TOP 4 Prüfung der Vollmachten, Feststellung der Stimmen
TOP 5 Berichte des Präsidiums und der Leiter der Ausschüsse
TOP 6 Bericht der Kassenprüfer
TOP 7 Entlastung des Präsidiums
TOP 8 Wahlen der Mitglieder des Präsidiums auf die Dauer von zwei Jahren:
Vizepräsident Finanzen, Vizepräsident Kommunikation, Vizepräsident Schiedsrichter,
Vorsitzender des Verbandsschiedsgerichts, zwei vom Vorsitzenden des
Verbandsschiedsgerichts benannte Beisitzer, darunter den stellvertretenden
Vorsitzenden und mindestens zwei Ersatzrichter des Verbandschiedsgerichts
TOP 9 Festsetzung des Verbandsbeitrages und Verabschiedung des Etats
TOP 10 Einholung eines Meinungsbildes: Doppelwochenenden Hallensaison, Gruppengrößen
der Ligen in der Halle, Einführung einer 2. Regionalliga
TOP 11 Anträge
- Änderungen WHV-SPO
TOP 12 DHB-Bundestag (21./22. Mai in Bonn)
TOP 13 Festsetzung des Tagungsortes für den nächsten Verbandstag
TOP 14 Verschiedenes
Anträge sind bis spätestens 5. März 2011 schriftlich an die WHV-Geschäftsstelle zu richten.
Mit freundlichen Grüßen
WESTDEUTSCHER HOCKEY-VERBAND e.V.
Walther Lonnes
Präsident
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